Ich weiß genau, wie es sich anfühlt, wenn ein Spaziergang alles andere als entspannt ist.
Mein erster Hund hat mich jahrelang an der Leine durch die Gegend gezogen. Egal ob Feldweg, Stadtpark oder Wald – anstatt gemeinsam spazieren zu gehen, war ich oft nur der Mensch am anderen Ende der Leine. Frustriert, genervt, manchmal sogar verzweifelt.
Damals dachte ich: „Das geht mit diesem Hund halt nicht anders.“ Ich probierte verschiedene Methoden, Halsbänder, Tipps von Bekannten – doch wirklich entspannt wurde es lange nicht. Es hat noch Jahre gedauert, bis ich nach meiner Hundetrainer Ausbildung – tatsächlich auf einer Fortbildung zum Thema Körpersprache – wirklich verstanden habe, wie Leinenführigkeit funktioniert – und was dabei alles eine Rolle spielt.
Was bedeutet Leinenführigkeit eigentlich?
Leinenführigkeit heißt für mich:
Der Hund läuft entspannt mit seinem Menschen mit – ohne zu ziehen, ohne Hektik, ohne in die Leine zu springen
Der Hund achtet eigenständig darauf, dass die Leine locker bleibt – und muss nicht alle 2 Meter „korrigiert“ oder mit Futter belohnt werden.
Beide sind im Kontakt miteinander: der Hund darf auch mal vorgehen oder schnüffeln, solange er nicht zieht und ansprechbar bleibt.
Leinenführigkeit ist also kein „Bei Fuß“-Gehen, sondern ein harmonisches Miteinander, Verbunden durch die Leine. Der Hund orientiert sich am Menschen – und der Mensch gibt seinem Hund Sicherheit, Orientierung und eine klare, verlässliche Führung.
Warum Ziehen an der Leine nicht nur ein „Leinenproblem“ ist
Viele Menschen starten das Leinenführigkeitstraining, indem sie ausschließlich am Gehen an der Leine arbeiten: stehen bleiben, Richtungswechsel, Belohnung bei lockerer Leine. Genau das funktioniert häufig nicht, denn: Das Ziehen an der Leine ist oft nur ein Symptom – kein isoliertes Problem.
Leinenführigkeit ist ein Puzzle – und das sind die wichtigsten Teile:
1. Körperliche und geistige Auslastung
Ein unausgelasteter Hund ist körperlich und innerlich unruhig – und diese Unruhe zeigt sich oft an der Leine.
Wichtig ist eine Auslastung, die zur Rasse, dem Alter und dem individuellen Charakter deines Hundes passt, natürlich in einem ausgewogenen Maß, denn es geht keinesfalls darum den Hund „auszupowern“ bis die Kraft zum Ziehen fehlt!
2. Reizkontrolle & souveräne Reaktionen
Begegnungen mit anderen Hunden, Joggern, Radfahrern oder Wildtieren können den Hund „aus dem Konzept bringen“.
Leinenführigkeit bedeutet auch, dass dein Hund lernt, sich in solchen Momenten an dir zu orientieren – und dass du als Mensch klar und ruhig reagierst, statt selbst in Stress zu geraten.
3. Ruhe & Entspannung
Ein dauerhaft gestresster oder aufgedrehter Hund kann kaum an der lockeren Leine laufen.
Ausreichende Ruhezeiten – gerade auch bei Welpen und Junghunden – sind entscheidend. Denn: Nur ein ausgeruhter Hund ist entspannt – auch an der Leine!
4. Orientierung am Menschen
Leinenführigkeit entsteht nicht durch „Zwang“ oder Einschüchterung, sondern durch Verbindung. Dein Hund muss wissen, dass du ihn sicher und fair führst.
Je klarer, authentischer und verlässlicher du im Alltag bist, desto eher wird dein Hund sich an dir orientieren – auch an der Leine.
5. Führungskompetenz
Hier wird es persönlich: Bei der Leinenführigkeit zeigt sich deine Führungskompetenz.
Je nach Charakter braucht dein Hund eine klare, ruhige und verlässliche Führung. Manche Hunde sind von Natur aus unsicher, andere sehr selbstständig – beide brauchen Menschen, die souverän Entscheidungen treffen, statt sich vom Hund führen zu lassen.
Leinenführigkeit ist Beziehung – kein Kommando
Das Training an der Leine ist wichtig – ohne eine gesamtheitliche Betrachtung deines Hundes, bleibt es jedoch oft ein Dauerthema. Erst wenn dein Hund dir vertraut, sich bei dir sicher fühlt, körperlich und mental ausgeglichen ist und gelernt hat, mit Umweltreizen umzugehen, wird er im Alltag entspannt an der lockeren Leine mitlaufen können.
Du brauchst Unterstützung beim Leinenführigkeitstraining?
Ich helfe dir gern dabei, eine gute Basis an der Leine zu schaffen und die fehlenden Puzzleteile zu finden, um eine individuelle Herangehens